Allgemein
Bei der Projektmethode greifst du als Gruppenleitung die Ideen und Interessen deiner Gruppe auf und hilfst ihnen dabei diese selbst zu verwirklichen oder weiterzuentwickeln. Projektarbeit bietet viele Möglichkeiten zur Partizipation und es spricht jeden als ganzen Menschen an. Vor allem aber stärkt der Projektansatz als Ganzes den eigenen Willen der Kinder bzw. Jugendlichen. Du schreibst deiner Gruppe kein Programm vor, sondern lässt sie selbst zum Zuge kommen, indem du sie dabei unterstützt selbst etwas zu entwickeln. Deine Kinder sammeln selbst Ideen, entscheiden eigenständig darüber und tragen den größten Teil zur Durchführung bei. Partizipation und Selbstständigkeit werden großgeschrieben. Nebenbei stärkt das gemeinsame Arbeiten an einem Ziel das Gruppengefühl. Deine Aufgabe besteht „nur“ darin deine Gruppe bei und in ihrem Projekt- und Gruppenprozess zu unterstützen und zu begleiten.
Die Grundidee ist, dass Wölflinge oder Sipplinge sich selber Aufgaben stellen oder selbst gesetzte Ziele verfolgen. Dabei sollen sie möglichst alle Aufgaben allein lösen. Es geht um die Bewältigung konkreter, selbstgestellter Aufgaben und somit um das gute alte Learning-by-doing. Durch eigene Erfahrungen und das, was man wirklich selber gemacht hat, versteht man am besten und kann es auf andere Bereiche übertragen. Ein Projekt ist eine selbstgestellte Aufgabe, die einen größeren und wichtigen Arbeitsvorgang beinhaltet und bei dem deine Wölflinge oder Sipplinge selbst die Verantwortung für die Planung und Ausführung der Aufgabe übernehmen. Zudem ist bei der Projektmethode eine Gruppe mit verschiedenen oder (sehr) unterschiedlichen Kindern ein guter Garant für einen interessanten Projektverlauf mit vielen spannenden und unerwarteten Ergebnissen. Jedes Kind kann sich mit seinen individuellen Stärken, seinem Wissen und seiner Phantasie einbringen und den Prozess bereichern.
Von einem Projekt spricht man, wenn …
… die Kinder selbstständig Ideen entwickeln und auch eigenständig in die Tat umsetzen
… das Thema aus dem Umfeld der Kinder stammt; sie interessiert und bewegt.
… gehandelt wird und am Ende (nach Möglichkeit) ein konkretes, erkennbares Ergebnis steht.
… dieses Ergebnis geplant war und nicht zufällig ist.
(Der Weg kann sich im Laufe des Projektes aber sehr wohl ändern.)
… ganzheitlich mit (möglichst) allen Sinnen gearbeitet wird.
… sich jedes Kind und die ganze Gruppe sich gleichermaßen im Projekt wiederfinden kann.
Ein Projekt läuft wie folgt ab:
Im Vorfeld ist es wichtig, dass deine Gruppe sich folgende Fragen beantworten kann:
- Was müssen wir wissen, verstehen und können, um unsere Ziele zu erreichen?
- Wie oder wo können wir das, was wir nicht wissen oder können, erfahren oder lernen?
- Wie soll unser Abschluss aussehen?
Ablauf
Projekte können unterschiedlich lang sein. Es können aufwendige Vorhaben sein die euch über mehrere Gruppenstunden hinweg beschäftigen oder es können auch ganz kurze Sachen sein, beispielsweise eine selbstständig entwickelte Schatzsuche, die noch am selben Tag durchgeführt wird. Oder irgendwas dazwischen.
1. Anstoß
Irgendwie muss es ja losgehen. Der Anstoß kann eine spontane Idee sein, aus der heraus ein Projekt entsteht. Es kann auch eine Frage sein, auf die ihr stoßt und die ihr nun gemeinsam beantworten möchtet. Vielleicht bringen einige der Kinder auch schon Ideen mit. Dann liegt es an dir, auf diese entsprechend einzugehen und sie aufzugreifen. Du hast auch die Möglichkeit, deine Kinder zu einem Thema anzuregen. Gerade bei den ersten Malen wird es für sie ganz alleine sicher noch schwierig sein. Du musst deine Gruppe also animieren und ihnen bei der Themenfindung helfen. Hierfür solltest du eine passende Atmosphäre schaffen und die Themenfindung ein wenig vorbereiten.
Wenn deine Kinder mit der Projektmethode noch nicht so vertraut bzw. bei der Ideenfindung noch nicht so erfahren sind, kannst es sinnvoll sein, wenn du die Themenfindung ein wenig unterstützt. Das bedeutet, dass du ihnen einen interessanten Anstoß gibst, der z.B. darin bestehen kann, dass du die Ideenfindung mit einem Planetariumsbesuch verbindest. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass deine Meute viele Ideen in Richtung Weltraum oder Raumfahrt hat.
Den Kindern sollte auf jeden Fall klar sein, warum sie etwas tun. Auch für Kinder ist alles einfacher wenn sie wissen warum sie etwas tun. Außerdem spornt es sie auch an. Ein gutes Projekt empfinden deine Kinder als eine Art Spielgeschichte, die sie selbst zu einem großen oder größten Teil steuern. Damit der rote Faden immer erkennbar bleibt, solltest du das von den Kindern gewählte Ziel im weiteren Verlauf des Projektes immer wieder erwähnen, deutlich machen und ihnen in Erinnerung rufen.
2. Ideenfindung
Die Kinder suchen jetzt nach konkreten Ideen. Sie machen Vorschläge, sagen was ihnen durch den Kopf geht und stellen auch ihre Verrücktesten Vorschläge vor. Zunächst wird nur vorgestellt und gesammelt. Jeden kann sich frei einbringen und die einzelnen Vorschläge werden erst einmal nicht kommentiert oder bewertet. Du achtest natürlich auf die Kommunikationsregeln und moderierst soweit es nötig ist. Am besten schreibst du die Ideen auch alle auf. Dann können deine Kinder besser einen Überblick behalten und es wird vor allem auch kein Vorschlag vergessen. Du selbst bist ja auch ein Teil der Gruppe und dementsprechend kannst du dich auch mit dem einen oder anderen Vorschlag einbringen. Achte darauf, dass du die Gruppe nicht zu sehr beeinflusst. Am wichtigsten ist, dass du deine Kinder motivierst und angemessene Methoden zur Ideenfindung anbietest.
3. Beratung
Nun müssen die Kinder beraten, welche Ideen und Vorschläge realisierbar sind. Dafür müssen sie erst einmal alle Vorschläge sichten. Was ist alles zusammengekommen, was ist doppelt? Dies sollten sie möglichst selbstständig tun. Etwas mehr Hilfe brauchen sie vielleicht wenn es darum geht, die Vorschläge zu sortieren. Nachdem sie gleiche Vorschläge zusammengefügt haben, geht es nun darum ähnliches zusammenzufassen und „verwandtes“ zusammen zu legen. Kurz: Es soll Struktur in die ganze Sache gebracht werden. Du achtest nicht nur darauf, dass kein Vorschlag verloren geht, sondern es ist auch an dir Vorschläge evtl. zu hinterfragen. Achte bitte darauf, dass jedes Kind wirklich klar ist, was mit den einzelnen Vorschlägen gemeint ist. Hake nach und hilf Unklarheiten zu beseitigen. (Denk dran, dass Wölflinge manchmal etwas mehr Zeit brauchen um sich eine Meinung zu bilden.)
Je nachdem wie viele Vorschläge eingegangen sind empfiehlt es sich u.U. auch zunächst eine Vorauswahl zu treffen und die Zahl der Vorschläge auf zwei oder drei zu beschränken. Denn es ist wichtig, dass deinen Kindern die jeweiligen Vor- und Nachteile der jeweiligen Projektideen klar sind und auch eine Vorstellung von den Konsequenzen ihrer Entscheidung haben. Eine zu große Auswahl könnte ihnen hier das Leben schwer machen.
Es ist wichtig, dass du bei der Ideenfindung und der Beratung ein Auge darauf hast, dass sich auch jedes Kind die gleichen Chancen hat sich einzubringen. Jede Meinung ist wichtig und wenn alle Wünsche und Bedürfnisse gehört werden ist es leichter für euch ein Projekt zu finden, dass alle begeistert und bei dem sich alle gerne einbringen.
Hat sich jedes Kind eine Meinung gebildet, kann es zur Entscheidung kommen.
4. Entscheidung
Zunächst wägen die Kinder ab, wie wichtig ihnen die einzelnen Vorschläge sind. Dann stimmt ihr ab oder – noch besser – ihr findet einen Konsens darüber, welche Projektidee verfolgt wird. Die Entscheidung muss von allen akzeptiert und toleriert werden. Deshalb ist es gut einen Konsens zu finden. So fällt das Akzeptieren und Tolerieren deinen Kindern leichter. Achte darauf, dass deine Gruppe genug Zeit hat um sich zu entscheiden und fasse die genannten Vor- & Nachteile noch einmal zusammen. Damit stellst du die verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten auch noch einmal vor.
Jeder und jedem in deiner Gruppe muss nun klar sein, dass nicht mehr geredet wird, sondern dass jetzt entschieden wird. Hilf ihnen, indem du auf folgendes achtest:
Streitereien oder gar Antipathien zwischen Einzelnen können die Situation unfair verzerren. So werden z.B. alle Vorschläge, die Tim macht, immer von Torben schlecht gemacht, weil Torben Tim nicht mag. Wenn Torben nun auch noch der beliebtere innerhalb eurer Gruppe ist, sieht es ganz ganz schlecht für Tims Vorschläge aus – egal wie gut sie sind.
Wenn deine Kinder immer wieder vom Thema abkommen und von ihrer Oma oder ihrem Hund erzählen oder sich einfach ausklinken, dann brauchen sie Hilfe sich zu konzentrieren. Vielleicht hilft ihnen eine Pause oder ein kurzes Spiel zur Auflockerung.
Unterstütze jedes Kind darin den Mut zu haben die Entscheidung zu treffen die es gut findet. Dir ist vielleicht schon aufgefallen, dass Kinder manchmal Schwierigkeiten haben sich zu entscheiden, weil es ihnen schwer fällt anders zu entscheiden als die beste Freundin oder der beste Freund. Es ist wichtig, dass jedes Kind sich mit der Entscheidung arrangieren kann und etwas anderes auszuwählen als die Freunde ist keine Entscheidung gegen die Freunde. Mach das ggf. deutlich.
Jeder wählt das aus, was er oder sie gut findet. Da jeder für sich spricht ist auch jede Entscheidung in Ordnung. Nicht in Ordnung ist es andere für ihre vermeintlich „doofe“ Entscheidung auszulachen. Wenn das passiert, verunsichert es die Kinder und sie entscheiden nicht mehr frei; nicht mehr ihren eigentlichen Wünschen entsprechend.
Pass auf, dass du keinen Vorschlag deiner Wölflinge übergehst. Überlege dir Methoden zur Ideenfindung und achte auf die Einhaltung der Reihenfolge. Wenn deine Kinder nicht das Gefühl haben (an)gehört zu werden oder es ihnen zu schnell geht (Bsp.: Manche läuten schon eine Abstimmung ein, obwohl einige noch gar nicht wissen, was sie wollen.), verlieren einzelne das Interesse und es wird sehr schnell unruhig.
Damit alles gut klappt:
Es ist wichtig, dass du in der Entscheidungsphase deine Aufgabe als Gesprächsleitung deutlich wahr nimmst und hier eher straff moderierst. Mach deinen Kindern klar, dass nichts Neues mehr hinzugefügt oder bisheriges wiederholt wird. alle Vor- & Nachteile sind vorgebracht worden, jetzt wird entschieden.
Mache deutlich, was entschieden wird und wie es danach weiter geht. Erkläre das Wahlverfahren oder vielleicht hast du dir schon im Vorfeld mit deiner Gruppe zusammen ein Wahlverfahren überlegt. Auf jeden Fall muss allen klar sein, wie die Entscheidung zustande kommt. Müssen alle dabei sein oder reicht die Mehrheit? Muss es einstimmig sein oder reicht die Mehrheit? Oder ist es ok, wenn einfach nur keiner dagegen ist? Und – ganz wichtig – mach klar, wie es nach der Entscheidung weiter geht.
Wenn es doch nicht klappt?
Wie immer in solchen Fällen ist Ursachenforschung und -beseitigung gefragt. Überlege was dazu führt, dass deine Kinder unruhig sind, nicht aufpassen oder sogar stören. Wenn du die Gruppenleitung noch mit jemandem zusammen hast, dann reflektiert gemeinsam, das bringt euch garantiert schneller voran. Gut ist es auch mit euren Kindern zu reden. Das könnt ihr tun, nachdem ihr (während der Stunde oder anschließend) Ursachenforschung betrieben habt oder ihr sprecht es direkt an. „Benni, du redest so viel dazwischen, ich weiß gar nicht, ob dich interessiert was wir machen. Ist mein Eindruck richtig?“
Es kann durchaus sinnvoll sein die Entscheidung noch zu vertagen. Vielleicht braucht deine Meute aber auch noch einen größeren Methodenmix. Methodenvielfalt bietet sich übrigens auch bei der Abstimmung an. Natürlich kann man schnell und effizient abstimmen indem man einfach die Hand hebt. Aber macht das Spaß? Kinder bewegen sich gerne. Dementsprechend könnt ihr z.B. so abstimmen: Wer für Vorschlag A ist, klettert auf den Tisch; wer für Vorschlag B ist, stellt sich in die Ecke beim Fenster und wer für Vorschlag C ist, der legt sich auf den Teppich in der Mitte der Raumes. Oder ihr nehmt drei Vasen (durchsichtig!) und jedes Kind kann entsprechend seiner Interessen Wasser (oder Sand) in die Vasen gießen. So können alle richtig sehen, wie sich eine Mehrheit bildet. Ihr könnt dann auch überlegen, ob man sein Wasser nur in eine Vase kippen darf oder ob man es auch – je nach Neigung – unterschiedlich verteilen darf. Ganz wichtig ist natürlich, dass ganz eindeutig ist, welche Vase (oder welcher andere Behälter) für welchen Vorschlag steht.
Ist die Entscheidung gefallen, dann halte sie schriftlich fest oder lass sie schriftlich festhalten. Am Ende können alle unterschreiben entweder normal oder jeder mit seinem Hand- oder Fußabdruck. Vergiss bitte nicht die Entscheidung gebührend zu feiern. Kekse, ein Saftcocktail und vielleicht auch ein kleiner Freudentanz versöhnen vielleicht auch diejenigen, die sich nicht durchsetzten konnten.
5. Bearbeitung
Nachdem deine Gruppe sich entschieden hat, muss sie überlegen, was sie nun genau tun muss. Es ist also ein Aufgabenkatalog zu erstellen. Dabei sollten folgende Fragen berücksichtig werden:
- Welcher Ort ist der passende für unser Projekt? Brauchen wir vielleicht mehrere Orte?
- Müssen Termine geklärt werden? Wollen wir uns nur bei den Gruppenstunden/Heimabenden mit unserem Projekt beschäftigen oder vielleicht auch mal einen ganzen Tag (am WE)? Gibt es Termine die wichtig sind (weil z.B. ins Planetarium wollt und das Mo. und Mi. immer zu hat)?
- Bei Fahrten oder Theateraufführungen müsst ihr natürlich auch darüber nachdenken, wann sie stattfinden sollen.
- Welche Materialien brauchen wir? Fertigt am besten eine Materialliste an.
- Gibt es (wichtige) Leute, mit denen gesprochen werden muss?
Allgemein gelten auf jeden Fall auch die 5 W-Fragen:
- Was?
- Wer?
- Wann?
- Wo?
- Womit?
Deine Aufgabe ist es, auf Lücken in der Planung zu achten und aufzupassen, dass das Projekt nicht totgeplant wird. „Totgeplant“ bedeutet, dass deine Kinder so intensiv planen (weil sie es ganz genau und besonders richtig machen wollen oder so viele Ideen haben), dass sie gar nicht dazu kommen aktiv zu werden und endlich auch anzufangen. Wenn das passiert geht schnell die Motivation für das ganze Projekt verloren. Lass deiner Gruppe aber auch genug Freiraum. Zur Projektmethode gehört es auch dazu, dass man Fehler und Probleme macht (& machen darf) um daraus zu lernen. Pass nur auf, dass sie sich keine Probleme einhandeln, die sie nicht selbst bewältigen können.
Deine Gruppe muss also nicht alles alleine machen und vielleicht kann sie es auch (noch) gar nicht. Überlegt, in wieweit euch euer Förderverein, eure Stammesführung oder die anderen Stufen helfen können. Braucht ihr irgendwelche Helferköpfe oder Experten?
Es muss auch nicht alles gemeinsam als Gruppe erledigt werden. Oft kann es auch besser sein, wenn Aufgaben von Paaren oder Kleingruppen übernommen werden.
In dieser Phase musst du darauf achten, dass deine Kinder sich den Flauten, die es gerade während der Durchführung größerer Projekte, geben kann gewachsen fühlen. Baue immer wieder Fixpunkte ein, an denen ihr gemeinsam schaut, was ihr schon alles geschafft habt und macht euch klar, was es ist, für das sich eure Anstrengungen lohnen. Du kannst auch kleine „Pausen“ für deine Wölflinge einbauen. Ein ganzes Meutentreffen lang konzentriert zu arbeiten ist vielleicht zu viel für sie. Spiel ein Bewegungsspiel oder sing ein Lied mit ihnen, um sie wieder zu motivieren. Es kann auch ein ganzes Meutentreffen lang etwas ganz anderes gemacht werden – vielleicht hat jemand das Material der Wölflinge entführt. Schiebe einfach ein kleines SPM ein, ohne dich thematisch völlig vom Projekt zu entfernen.
Zwischenstopps/Fixpunkte
Während des Projektes kann es immer wieder für alle hilfreich sein, wenn du eine Art „Zwischenstopp“ einlegst. So habe alle die Möglichkeit auf einen aktuellen Informationsstand zu kommen zu erfahren, was in den anderen Gruppen läuft. Als Gruppenleitung kannst du auf evtl. bestehende Probleme eingehen und erhälst ebenfalls einen Überblick über die verschiedenen Aktivitäten. Es sollte bereits vor der Durchführung mindestens ein Zwischenstopp fest eingeplant werden um unnötige Fehler und Probleme zu vermeiden. Menge und Zeitpunkt der Zwischenstopps hängen vom Prozess ab und sollten je nach Bedarf eingesetzt werden, z.B. kann die Gruppe beim Zwischenstopp entscheiden, wann der nächste Zwischenstopp eingelegt werden soll.
6. Durchführung oder Darstellung
Deine Kinder führen nun – in eigener Regie – ihre Aktion durch, führen ihr Theaterstück auf … sie setzen ihr selbstgesetztes Ziel um. Du unterstützt sie, indem du ihnen die nötigen Hilfsmittel usw. zur Verfügung stellst. Soweit nötig koordinierst du, sorgst für den nötigen Kommunikationsfluss und du lobst. Du kannst gar nicht unterschätzen, wie wichtig es ihnen ist, ein sichtbares und greifbares Ergebnis zu haben, welches auch entsprechend gewürdigt wird. Sie sind stolz auf das, was sie gemeinsam erreicht haben. Deshalb könnt ihr als Gruppenleitung sehr gut die schöne Aufgabe übernehmen das Projekt für eure Kinder zu Dokumenieren. Ihr könnt kurze Beschreibungen, evtl. Annekdoten usw. in die Dokumentation aufnehmen und vor allem Fotos der Unterschiedlichen Projektphasen und Schritte. Ob ihr eine Dokumentation für jedes Kind oder eine für euch als Gruppe macht bleibt euch überlassen. Wichtig ist, dass ihr darauf achtet, dass der Prozessverlauf erkennbar und nachvollziehbar wird. Eine Dokumentation führt nicht nur euch und anderen vor Augen, was ihr auf die Beine gestellt habt, sie is auch eine wunderschöne Erinnerung.
7. Fest
Ein abgeschlossenes Projekt muss gefeiert werden. Klopft euch gegenseitig auf die Schulter, gratuliert und freut euch. Feiert ein richtiges Fest. Das habt ihr euch verdient! Die Vorbereitung des Festes ist deine Aufgabe. Wann ihr euer Fest feiert hängt ein wenig von eurem Projektende ab. Vielleicht ist es gut, das Fest direkt an den Projektschluss zu hängen. Vielleicht ist es gerade gut das nicht zu tun. Vielleicht ist das Projektende auch schon ein Fest (weil es Ziel der Meute war ein Fest oder einen eigenen Singeabend durchzuführen) oder so ähnlich wie ein Fest (weil ihr irgendetwas erstellt habt und die Abschlussaktion nun eine Vernissage ist. Es gibt viele Möglichkeiten und es ist an dir zu schauen, was am passendsten ist. Doch denke bitte daran, dass bei einem Theater oder Tanzprojekt die Aufführung selber (insbesondere die Premiere) für deine Wölflinge schon so aufregend ist, dass eine Steigerung des Hochgefühls kaum möglich ist. In so einem Fall ist es besser, die Auswertung/Reflektion feierlich zu gestalten.
Du bzw. ihr könnt auch überlegen, ob euer Fest öffentlich sein soll. Wenn ihr eine Vernissage als Abschlussaktion habt wäre es doch toll, diese Stammesöffentlich zu machen. Eine andere Idee wäre es, dass Fest nach der Reflektion zu feiern. In so einem Fall hättest du als Gruppenleitung die Möglichkeit vor dem Fest noch einmal die Leistung jedes einzelnen Kindes schön hervor zu heben. Mit einer kurzen „Laudatio“ kannst du z.B. noch einmal die Stärken und Fähigkeiten jedes Kindes aufzeigen. Mach dir klar, dass das Fest der abschließende Höhepunkt des Projektes ist.
8. Auswertung
Nachdem ihr euer Projekt durchgeführt habt, solltet ihr natürlich noch darüber nachdenken, wie ihr es eigentlich fandet. In der Auswertung geht es also um die Reflektion des Projektes. Für deine Kinder heißt das zu erzählen was sie gemacht haben, sich an Erlebtes zu erinnern und ihre Stärken und Schwächen zu erkennen (Die eigenen und auch die der Gruppe.). Reflektieren heißt auch, dass man sich gegenseitig sagt, was man an den anderen gut fand bzw. was man mit ihnen zusammen gern gemacht hat. Was man im Zusammenhang mit anderen nicht gut fand, oder nicht gern gemacht hat, darf man auch sagen (= gegenseitiges Feedback). Das Ziel der Auswertung oder Reflektion ist es, die Dinge, die einem besonders gut gefallen haben in Erinnerung zu behalten für zukünftige Projekte und auch die negativen Erlebnisse sollte klar angesprochen werden, damit man beim nächsten Projekt alles noch ein bisschen besser machen kann. Als GruppenleiterIn bereitest du diesen Teil des Projektes vor, indem du dir Methoden zur Reflektion überlegst. Dies ist umso wichtiger, je jünger die Kinder sind, da es ganz wichtig für eine Reflektion ist, dass sie altersgerecht angeleitet wird. Bei jüngeren Kindern kannst du z.B. einen Redestein benutzen. Das bedeutet, dass einen Stein (oder etwas ähnliches) als Redestein in der Runde herumgehen lässt immer nur derjenige erzählt, der gerade den Redestein hat und die anderen hören ihm zu. Jeder sagt, was ihm gut gefallen hat und was beim nächsten Mal besser gemacht werden soll. Du hältst dabei die Ergebnisse fest und achtest auf eine gute, offene Atmosphäre und auf Fairness. Denke bei der Reflektion daran, dass insbesondere jüngeren Kinder oftmals noch schwer fällt zwischen der Sachebene und dem Zwischenmenschlichen, also den Beziehungen untereinander, zu unterscheiden. Sehr wichtig ist, dass du vorher die Reflektionsregeln genau klärst und eingreifst, wenn sie nicht eingehalten werden.
Folgende Regeln sollte man z.B. beim Reflektieren beachten:
- Jeder spricht für sich und von sich („Ich“ statt „man“).
- Jeder lässt den anderen ausreden und hört zu. (Jeder darf seine Meinung sagen und es geht um Meinungen, nicht um Wahrheit.)
- Jeder spricht von dem, was passiert ist und nicht von seinen Vermutungen.
- Jeder bemüht sich darum so ehrlich wie möglich zu sein ohne den Anderen dabei zu verletzten.
Es kann helfen, diese Regeln mit Plakaten oder Bildern deutlich zu machen bzw. die Kinder selbst entsprechende „Schilder“ erstellen zu lassen. Achte darauf, dass du möglichst anschauliche Beispiele verwendest, wenn du die Regeln erklärst.
Wichtige Orientierungshilfen für dich:
- Stelle deine Fragen klar und gut verständlich.
- Stelle sicher, dass alle sich über das weitere Vorgehen im Klaren sind und es verstanden haben.
- Benutze immer wieder neue Methoden, arbeite abwechslungsreich.
- Damit es für deine Kinder nicht zu anstrengend (und evtl. langweilig) wird, reflektiere so lange wie nötig, aber eben nicht länger als nötig.
- Plane genug Zeit für die Reflektion ein, damit ihr entspannt und ohne Stress miteinander reden könnt.
Du leitest die Reflektion! Es ist deine Aufgabe, auf die Einhaltung aller Reflektionsregeln (insbesondere einer fairen Reflektion) zu achten und ggf. schützend einzugreifen.
Auswertung die Zweite
Ebenso wichtig wie die Reflektion mit deinen Kindern ist die Reflektion in deinem Team. Lasst die gelaufenen Planungsschritte und die durchgeführte(n) Aktion(en) Revue passieren und arbeitet gemeinsam heraus was gut gelaufen ist, wo ihr als Team gut zusammen gearbeitet habt und welche Stärken der oder die Einzelne eingebracht hat. Macht euch auch klar, was nicht geklappt hat, worauf ihr beim nächsten achtgeben müsst und was ihr konkret beim nächsten Mal besser machen wollt.
Reflektionstipps für euch:
Sehen
- Was haben wir gemacht?
- Wie sind wir vorgegangen?
- Wer hatte dabei welche Aufgaben – waren alle ausgelastet?
Urteilen
- Wie ist es gelaufen – warum hat dies gut, jenes nicht so gut geklappt?
- Wie war die Zusammenarbeit – wie habe ich mich dabei gefühlt?
- Was und wer war besonders hilfreich, was und wer weniger?
Handeln
- Was kann besser gemacht werden?
- Was kann ich verändern, wie fange ich das an?
Die Rolle der Gruppenleitung
Bei der Projektmethode kommt dir als Gruppenleitung eine etwas andere Rolle zu, also du es vielleicht gewohnt bist oder von anderen kennst. Das liegt daran, dass mit der Projektmethode im Grunde eine bestimmte „Philosophie der Erziehung“ einhergeht. Im Kern geht es doch darum, dass deine Wölf- oder Sipplinge eine eigene Idee entwickeln und diese gezielt und selbst verfolgen. Zu dem demokratischen Charakter kommt ganz entscheidend hinzu, dass der erfolgreiche Verlauf eines Projektes vom persönlichen Antrieb deiner Gruppe abhängt. Indem sie ihre Themen einbringen und entwickeln beziehen sie selbst Stellung. Jeder Einzelne kann seine individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen, erweitern und den gesamten Prozess mitgestalten. Das eigene Engagement ist also die Flamme, die das Feuer am Brennen hält und die zu schüren deine Aufgabe ist. Am besten wird dir das Gelingen, wenn du dich während der Durchführung auf das Beraten beschränkst. Dabei sollst du natürlich weiter in deine Gruppe eingebunden sein und es ist durchaus sinnvoll, wenn du bei Bedarf mit Anregungen für Lösungsmöglichkeiten, Hilfestellung bei Entscheidungsprozessen oder schlicht mit Informationen zur Stelle bist. Es hat sich gezeigt, dass auch die Projektmethode erst erlernt werden muss. So entstehen oft Mischformen, bei denen auch du stärker gefragt bist. Achte gerade auch bei den Mischformen stets darauf, dass der auf Partizipation ausgerichtete Grundcharakter der Methode nicht unterlaufen wird. Je öfter du die Projektmethode anwendest, umso selbstständiger wird deine Gruppe werden. Damit dies gelingen kann, solltest du (nicht nur zu Anfang) dir und deinen Kindern deutlich machen, wie wichtig ihre eigene Selbstständigkeit ist.
Während des Projektverlaufs ist es deine Aufgabe, den Gesamtprozess zu beobachten, zu begleiten, zu analysieren und ggf. zu bewerten. Du berätst im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“ durch Denkanstöße und Motivation, lässt aber die Kinder nicht bewusst in die Irre laufen. Für die Zwischenstopps und die Auswertungsphase bist du auch wieder aktiv gefragt, z.B. als Moderator. Wichtig ist, dass du so wenig wie möglich in den Prozessverlauf eingreifst, um die Entwicklung neuer, unkonventioneller und eigenständiger Lösungen nicht zu gefährden. Mit der Projektmethode zu arbeiten kann auch große Komplexität bedeuten. Deshalb ist es ganz wichtig, dass du dir bewusst machst, dass es die eine richtige und allein gute Lösung oder den einen richtiger und besten Weg nicht gibt. Das ist ganz wichtig. Es gibt immer viele verschiedene Wege und Möglichkeiten Ideen sinnvoll zu realisieren. Und im Projektverlauf muss oft die eine oder andere Lösung, Methode usw. eben erst noch gefunden oder erfunden werden. Projektarbeit ist immer auch eine Entdeckungsreise für alle Beteiligten. Deshalb gilt für die Projektmethode, dass experimentelles Handeln wichtiger ist als eine schnelle Lösung.
Literatur:
Das gelbe Buch – Handbuch für Meutenführung, Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (Hg.), 2009, Eigenverlag
http://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/didaktik/projekt/frameset_projekt.html (18.04.2013)
Die Projektmethode – der Weg zum bildenden tun, Karl Frey, 2002, Beltz Verlag